Interdisziplinäres Projekt des Diabetes-Zentrums und der Allgemein- und Viszeralchirurgie erfolgreich
Diabetes-Patienten, bei denen die gängigen Insulintherapien nicht wirken, haben oft einen langen Leidensweg hinter sich. Auch im überregional anerkannten Diabetes-Zentrum des Christlichen Krankenhauses suchen diese Patienten oft Hilfe, wie Chefarzt Dr. Florian Thienel berichtet. Seit kurzem bietet das Zentrum nun eine innovative Therapie an, bei der Insulin mit Hilfe eines sogenannten Diaports direkt in das Bauchfell injiziert werden kann. Das Port-System wurde speziell für Diabetiker entwickelt, für die die sonst übliche Insulingabe in das subkutane Gewebe (= unter die Hautoberfläche) nicht geeignet ist.
Möglich wurde die Einführung der neuen Therapiemethode durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit des Diabetes-Zentrums mit Chefarzt Dr. Florian Thienel und der Viszeralchirurgie mit Chefarzt Dr. Christoph Reuter. „Deutschlandweit gibt es nur sechs Zentren, die diese Therapie durchführen, in Norddeutschland ist das Quakenbrücker Diabetes-Zentrum das einzige dieser ‚Centers of Excellence‘“, so Dr. Florian Thienel.
„Wir setzen den Diaport mit großem Erfolg bei Patienten ein, die bei der sonst angewendeten subkutanen Insulingabe häufige, schwere Hypoglykämien bzw. eine Insulinresistenz aufweisen. Ebenso können stark schwankende Blutzuckerverläufe die Implantation eines Diaports sinnvoll machen“, erklärt der Facharzt für Innere Medizin und Diabetologie. Auch Patienten, die Allergien gegen die Materialien haben, die bei der subkutanen Insulininjektion verwendet werden, profitierten von einem Diaport. Weitere Indikation sei eine Lipodystrophie, also eine krankhafte Veränderung des Unterhautfettgewebes. Ebenso könne der Diaport für Typ-1-Diabetiker, die unter häufiger und starker Unterzuckerung leiden, eine Lösung sein. Großer Vorteil des Systems sei, dass das durch den Port abgegebene Insulin fast genauso schnell wirkt wie bei gesunder Bauchspeicheldrüse. So könne sehr schnell auf Blutzuckerschwankungen reagiert werden.
„Wir implantieren den Port in einer ca. halbstündigen Operation unter Vollnarkose. Dabei wird über einen vier cm langen Hautschnitt eine Tasche geformt, in die die Portkammer eingesetzt wird. Dessen oberer Teil ragt bis zu 5mm aus der Hautoberfläche heraus“, erklärt Dr. Christoph Reuter, Facharzt für Chirurgie, Viszeralchirurgie, spezielle Viszeralchirurgie und Proktologie. Das Port-System besteht aus einem Metallkörper aus Titan, einer Membran und dem Katheter. Ein Polyesterfilzstreifen, der nach einiger Zeit von Hautzellen überwachsen wird, dichtet die Verbindung zwischen Hautoberfläche und Portkörper ab. Die Insulinpumpe wird über ein spezielles Infusionsset mit dem Port-System verbunden. Das System sei leicht zu bedienen und biete bei richtiger Anwendung und Pflege eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität des Patienten, so Thienel.
„Es ist ein großer Vorteil für die Patienten unseres Krankenhauses, dass unsere Fachbereiche eng vernetzt sind und interdisziplinäre Zusammenarbeit großgeschrieben wird. Denn die Einführung innovativer Therapien setzt neben großer fachlicher Expertise auch immer das enge Zusammenspiel mehrerer medizinischer Fachbereiche voraus,“ resümieren die beiden Fachärzte.
Bildunterschrift:
Interdisziplinäre Diabetes-Therapie mit dem Diaport: Dr. Florian Thienel (links) und Dr. Christoph Reuter.