Verabschiedung fand aufgrund der Pandemie in kleiner Runde statt


Prof. Boerner verlässt zum 31.05.2021 unsere Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, die er seit dem 01.09.2004 als Chefarzt leitete. Mit 80 stationären Betten (einschließlich der Notfallversorgung), 12 Tagesklinikplätzen und annähernd 1.000 ambulanten Patienten im Quartal leistet sie seit 1978 einen wichtigen Beitrag zu einer qualifizierten Versorgung von Patienten aller psychischen Erkrankungen in unserer Region. Prof. Boerner verschaffte unserer Klinik eine über die Region hinaus hohe Reputation.

Sein beruflicher sowie akademischer Werdegang ist beeindruckend.
Nach dem Abitur auf einem altsprachlichen Gymnasium in Stolberg/Rhld. 1974 studierte Prof. Boerner zunächst an der Universität Marburg/Lahn Sozialwissenschaften, Germanistik und Psychologie (Zwischenprüfung bzw. Vordiplom) anschließend an der Universität Hamburg Psychologie (Diplom 1981) sowie Medizin (Staatsexamen 1987). 10 Jahre erhielt er ein Hochbegabtenstipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Von 1988 bis 2004 war er an der renommierten Psychiatrischen Universitätsklinik München (LMU) tätig. Der in allen Bereichen ausgebildete Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie leitete neben einer Station über 10 Jahre die in Fachkreisen überregional anerkannte Angstambulanz.
Nach der Promotion in Medizin (Hamburg 1990) promovierte er 2011 im Fach Psychotherapiewissenschaft an der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien. 2013 folgte dort die Habilita-tion, 2016 wurde er zum ordentlichen Professor ernannt.
Von den insgesamt 200 Publikationen in nationalen wie internationalen Journalen (davon über 80% in alleiniger Autorenschaft) entstanden 80 während der hiesigen Zeit. Thematisch vertrat er ein ungewöhnlich breites Spektrum von den klinischen Grundlagen, der Pharmako-therapie, Psychotherapie, Psychosomatik bis zur Geschichte der Psychiatrie und Psychothe-rapie.
Prof. Boerner hielt über 200 Fachvorträgen auf wissenschaftlichen Kongressen und Tagungen.
2006 begründete er den jährlich stattfindenden Nordwestdeutschen Psychiatrie- und Psychotherapietag (NWPT) als regionales Fortbildungssymposium, auf dem bis heute über 50 Ex-perten aus dem In- und Ausland referierten.
2019 erfolgte aufgrund seiner akademischen Leistungen die Aufnahme in die Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt (1754).

Prof. Boerner ist zertifizierter Supervisor für Verhaltenstherapie, Gerontopsychiatrie/-psychotherapie sowie Konsiliarpsychiatrie und -psychosomatik.
Seit 2011 wurde er im „Focus“ als Top-Mediziner für Angststörungen geführt, in Folge wurde auch die Klinik als „Top-Klinik“ ausgezeichnet.

Mit innovativer Tatkraft, Dynamik und organisatorischem Geschick entwickelte er unsere Klinik auf vielen Gebieten fachlich weiter und bildete hierbei ein hochkompetentes Team von Ärzten, Psychotherapeuten und Pflegekräften. Deren Aus- und Weiterbildung lag ihm besonders am Herzen, hierfür etablierte er ein internes Weiterbildungscurriculum sowie die jährlich stattfindende Pflegetagung.

In seinem ärztlichen wie psychotherapeutischen Denken wie Handeln war es im immer ein besonderes Anliegen, eine Brücke zwischen den verschiedenen Fachdisziplinen zu bauen. Hierbei setzte er auf Denkoffenheit wie Überprüfbarkeit. Neben dem Nutzen evidenzbasierten Wissens betonte er die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Verstehens des Menschen bzw. Patienten: „Den kranken Menschen als Individuum zu verstehen und eine auf ihn abgestimmte Therapie anzuwenden, war immer meine therapeutische Richtschnur.“ Von seinen Patienten wurde er aufgrund seiner Persönlichkeit, seiner hohen fachlichen Kompetenz wie seines Einfühlungsvermögens sehr geschätzt.

Der gebürtige Rheinländer war bei seinen Mitarbeitern wegen seiner Kompetenz, Verlässlichkeit, Entscheidungsfreude, Tatkraft und nicht zuletzt wegen seines Humors außeror-dentlich geachtet und beliebt.

„Trotz aller bedeutsamer Fortschritte in der Diagnostik und Therapie bestehen leider noch heute bei vielen unserer Patienten wie auch in großen Teilen der Öffentlichkeit erhebliche ungerechtfertigte Vorurteile und Vorbehalte hinsichtlich der Institution Psychiatrie. Dies betrifft insbesondere die Leugnung der biologischen Grundlagen der menschlichen Psyche. Hier liegt noch sehr viel Arbeit vor uns“, so sein Resümée.

„Mit Eintritt in seinen Ruhestand verlieren wir mit Herrn Prof. Boerner einen hochqualifizierten Arzt/ Wissenschaftler sowie eine herausragende Persönlichkeit, der wir für seine langjährige engagierte Tätigkeit sehr zu Dank verpflichtet sind. Wir werden ihn vermissen und wünschen ihm für seine Zukunft alles Gute.“

Pandemiebedingt verabschiedeten ihn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Vertreter der CKQ-Unternehmensleitung und des Aufsichtsrates im Rahmen einer kleinen, aber stimmungsvollen Feier im CKQ-Hörsaal. Zum Abschied hatte sein Mitarbeiterteam noch eine besondere Überraschung parat: Prof. Boerner erhielt einen eigenen Wikipedia-Eintrag.

Seine Nachfolge tritt am 01.07.2021 Frau Manoshi Pakrasi aus dem Asklepios Klinikum Hamburg an.

 

Symbolische Schlüsselübergabe: Prof. Dr. Dr. Boerner überreicht den Schlüssel der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an Matthias Bitter.