Informationen zum Thema Inkontinenz von Alayham Abdulhak, einem der Leitenden Fachärzte des Urologischen Zentrums
Liebe Patientinnen und Patienten,
mit dem Internationalen Inkontinenztag möchten wir das Bewusstsein für Inkontinenz schärfen und Unterstützung für Betroffene fördern.
Inkontinenz ist ein häufiges Problem, das sowohl Männer als auch Frauen betrifft.
Wir in der St. Anna Klinik diagnostizieren und behandeln einen großen Teil der Inkontinenzformen.
Im Folgenden möchten wir Ihnen einen Überblick über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten der Inkontinenz geben.
Es gibt verschiedene Formen der Inkontinenz. Wir unterscheiden dabei:
Dranginkontinenz: Plötzlicher, starker Harndrang, der oft zu unwillkürlichem Urinverlust führt.
Belastungsinkontinenz: Unwillkürlicher Urinverlust bei körperlicher Anstrengung, Husten oder Niesen.
Überlaufinkontinenz: Unvollständige Entleerung der Blase führt zu einem ständigen Überlaufen von Urin.
Funktionelle Inkontinenz: Unfähigkeit, rechtzeitig zur Toilette zu gelangen, oft aufgrund von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen.
Gemischte Inkontinenz: Kombination aus verschiedenen Arten von Inkontinenz, häufig Drang- und Belastungsinkontinenz.
Eine Inkontinenz kann verschiedene Ursachen haben.
Bei Männern sind es häufig:
- Prostataprobleme: Gutartige Prostatavergrößerung oder Prostatakrebs
- Chirurgische Eingriffe: Prostataoperationen können Inkontinenz verursachen
- Neurologische Erkrankungen: Schlaganfall, Parkinson oder Multiple Sklerose.
- Alterungsprozesse: Abnahme der Blasenkapazität und Kontrolle.
Bei Frauen wird die Inkontinenz häufig durch folgende Ursachen ausgelöst:
- Schwangerschaft und Geburt: Veränderungen der Beckenbodenmuskulatur.
- Menopause: Hormonelle Veränderungen können die Blasenkontrolle beeinträchtigen.
- Chirurgische Eingriffe: Insbesondere gynäkologische Operationen.
- Fettleibigkeit: Erhöhter Druck auf die Blase.
Diagnose
1. Anamnese
Medizinische Vorgeschichte
- Symptome: Detaillierte Beschreibung der Symptome, einschließlich Häufigkeit, Schweregrad und Auslöser.
- Medikamenteneinnahme: Informationen über eingenommene Medikamente, die Inkontinenz verursachen könnten.
- Vorherige Erkrankungen: Abklärung von bestehenden Erkrankungen wie Diabetes, neurologischen Erkrankungen oder Prostataproblemen.
Lebensstil:
- Flüssigkeitsaufnahme: Menge und Art der konsumierten Flüssigkeiten.
- Körperliche Aktivität: Grad der körperlichen Betätigung und mögliche Belastungen, die Inkontinenz auslösen.
- Gewicht: Übergewicht kann ein Risikofaktor sein.
2. Körperliche Untersuchung
- Allgemeine körperliche Untersuchung: Um allgemeine Gesundheitszustände und mögliche anatomische Probleme zu beurteilen.
- Beckenuntersuchung (bei Frauen): Zur Beurteilung der Beckenbodenmuskulatur und möglicher anatomischer Anomalien.
- Rektale Untersuchung (bei Männern): Zur Beurteilung der Prostata und des Rektums.
3. Mit Hilfe von Urodynamischen Tests können wir die Blasenfunktion bewerten:
- Blasendruckmessung: Bestimmung des Drucks in der Blase während des Füllens und Entleerens.
- Blasenfüllungstest: Überwachung der Blasenreaktion auf das Füllen mit Flüssigkeit.
- Urinstrommessung: Messung des Urinflusses während des Wasserlassens zur Beurteilung der Blasenentleerung.
4. Urinuntersuchungen
- Urinanalyse: Untersuchung auf Infektionen, Blut oder andere abnormale Bestandteile im Urin.
- Urininkontinenzprotokoll: Führen eines Protokolls über Flüssigkeitsaufnahme und Urinabgang über einen bestimmten Zeitraum (z.B. 3 Tage).
5. Bildgebende Verfahren
- Ultraschalluntersuchung: Zur Beurteilung der Blase und der Nieren.
- Röntgenaufnahmen oder CT/ MRT: In bestimmten Fällen zur Beurteilung von anatomischen Problemen.
•
6. Weitere Tests
- Harnröhren-Druckprofil: Bestimmung des Drucks in der Harnröhre während des Wasserlassens.
- Zystoskopie (Blasenspiegelung) : Eine Untersuchung der Blase und Harnröhre mit einem speziellen Instrument, um strukturelle Probleme oder Tumore zu erkennen.
Therapie
Verhaltenstherapie:
Blasentraining
Toilettentraining
Beckenbodenübungen (Kegel-Übungen)
Medikamentöse Therapie:
Anticholinergika zur Behandlung der Dranginkontinenz.
Östrogenisierung Hormonersatztherapie bei Frauen in der Menopause.
Physiotherapie:
Spezielle Übungen zur Stärkung des Beckenbodens.
Invasive Verfahren:
Injektionen von Botox in die Blase.
Implantation von Schlingen zur Unterstützung der Blase (insbesondere bei Belastungsinkontinenz).
Neuromodulation (z.B. sakrale Neuromodulation).
Chirurgische Eingriffe:
Operationen zur Behebung anatomischer Probleme (z.B. bei Prostataproblemen oder Beckenbodensenkung).
Hilfsmittel:
Inkontinenzprodukte wie Einlagen oder Windeln können helfen, die Lebensqualität zu verbessern.
Wir wünschen Ihnen gute Besserung!
Ihr Team des Urologischen Zentrums der St. Anna Klinik Löningen